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Stilübung für Anfänger #4 (DE)

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Heute spielen wir mal Dramaqueen. Robert nimmt sich alles sehr zu Herzen, wird schnell wütend oder erotisiert. Er ist ein wenig mühsam, aber durchaus auch unterhaltsam. Vielleicht ist es auch nur seine Erdbeerwoche, was weiß ich.

Foto: Wer in Wien lebt, kennt sicher dieses Denkmal und weiß, warum es so aussieht, wie es aussieht 👀 #wienistanders Meine Meinung dazu wäre sicher kontrovers, wenn sie jemanden interessieren würde.

Dramatisch

Roberto Amoroso, ein ausgezeichneter Zahnarzt, ballte seine Fäuste in Vorfreude an seine selbstlosen dentalen Bemühungen, als er himmelhochjauchzend die Straße entlangejakulierte.
Eine süße Stimme riss ihn aus der Freude: „Könnten Sie so freundlich sein und mir bitte sagen, wie spät es ist?“
Da schlug sie ein, die Wollust und er erstarrte sprachlos vor Schreck. Ist das die Liebe, von der er so viel gehört hatte? Nach ihren leidenschaftlichen Lenden lechzend verfing sich sein Blick in ihren tiefblauen Augen, als sie erschrocken und ohne seine Antwort abzuwarten das Weite suchte.
Später, als er sein einfallsreiches, 8-gängiges Menü mit Weinbegleitung im Café Drama wie ein exzellentes Kunstwerk bewunderte und dem Koch hochtrabende Komplimente ausrichten ließ, fiel es ihm wie güldene Schuppen von den Augen: seine Brieftasche! SIE WAR WEG!

Zwei Tage später vernahm Roberto Amoroso im Café abermals diese süße Stimme, an die er sich noch in seinen Träumen lechzend erinnert hatte. Doch diesmal stieg blanke Wut in ihm hoch, denn wichtiger als seine Geilheit war seine Geldgier!
„Was fällt Ihnen ein, mir so schamlos ins Gesicht zu lachen?!“
„Was fällt IHNEN ein, diese unschuldige Dame wie ein verwahrloster Trunkenbold von der Seite anzusprechen?!“, fuhr ihn die Begleitung der Dame an.
„Ich werde die Gendarmen rufen!“
Der Kellner des Dramas hatte die verlorene Brieftasche unter einem verlassenen Tisch entdeckt und vernahm erschrocken, worüber sich die Parteien streiten. Werden sie ihn des Diebstahls verdächtigen? Wird die forsche Exekutive ihn sogleich abführen und gar peinvoll befragen? Wird er seine Anstellung verlieren?
Oder erhält er gar einen großzügigen Finderlohn? Voller Angst vor unglückseligen Konsequenzen überreicht er dem bekannten Zahnarzt die Brieftasche: „Die haben Sie hier vor zwei Tagen verloren, Sir!“, sagte er kleinlaut und hoffte auf das Beste.